Publikum bei der Forschungspreisverleihung 2012.

Forschungspreis 2012

Pressemeldung aus 2012

Sprachlosigkeit heilen: Forschungspreis zur Neurorehabilitation geht an exzellente Nachwuchswissenschaftlerin

Berlin, 16. November 2012. Die Aachener Nachwuchswissenschaftlerin Dr. Stefanie Abel erhält für ihre herausragende Arbeit im Bereich der neurologischen Rehabilitation den Forschungspreis der Fürst Donnersmarck-Stiftung. Abel hat sich in ihrer Arbeit mit der gestörten Wortverarbeitung nach erworbenen Hirnschädigungen auseinandergesetzt, die die Sprachtherapie auf neue Grundlagen stellt. Dem renommierten Psychologen und Neurobiologen Prof. Dr. Dr. Niels Birbaumer (Universität Tübingen) wurde der Ehrenpreis für seine jahrelange Forschung in den kognitiven Neurowissenschaften, der Neurorehabilitation und des Ausbaus der internationalen und interdisziplinären Kooperation verliehen.

Der Preis ist der erste weltweit, der sich der neurologischen Rehabilitation widmet und exzellente Forschung zum Thema „Nachklinische Rehabilitation von Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen“ auszeichnet. Das Kuratorium der Fürst Donnersmarck-Stiftung, vertreten durch den Kuratoriumsvorsitzenden Guidotto Fürst von Donnersmarck, sowie den Jury-Vorsitzenden Prof. Dr. Dr. Paul Walter Schönle und Jury-Mitglied Prof. Dr. Karl Wegscheider, ehrten bei dem Festakt die beiden Wissenschaftler.

Mit der Verleihung des Forschungspreises seit 2006 trägt die Fürst Donnersmarck-Stiftung entscheidend zur Förderung interdisziplinärer Forschungsarbeiten aus dem Bereich neurologische Rehabilitation bei und stärkt den Wissenschaftsstandort Berlin im Cluster Gesundheit. Seit 2006 hatten zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Europa, Asien und den USA ihre Arbeiten eingereicht.

Die Preisträgerin und der Preisträger

Die beiden Preistragenden 2012 und der Fürst von Donnersmarck.

Dr. Stefanie Abel: „Gehirn als Grundlage der Therapieplanung betrachten“

Dr. Stefanie Abel hat sich in ihrer Habilitation mit der gesunden und der gestörten (aphasischen) Wortverarbeitung nach erworbenen Hirnschädigungen wie Schlaganfall oder bei Demenz auseinandergesetzt. Abel arbeitet interdisziplinär und verknüpft Wortverarbeitungsprozesse und ihre Simulation (Psycholinguistik) mit neurobiologischen Grundlagen (Neurolinguistik) sowie Rückbildung und therapeutischer Beeinflussung (Sprachtherapie). Abels Arbeit zeigt, dass sich gestörte Prozesse durch eine logopädische Behandlung erholen konnten, und dass eine wirksame Sprachtherapie das Gehirn reorganisieren und verändern kann.

Abel wendet die Ergebnisse ihrer Forschung konsequent in ihrer sprachtherapeutischen Praxis an. Ziel ihrer Forschung ist es, ausgehend von der Entdeckung des individuellen sprachlich-neuralen Störungsmusters zukünftig die optimalen Therapiemethoden auszuwählen, um Wortabruf und Alltagskommunikation der betroffenen Personen zu verbessern. Ihre Vision ist, das Gehirn als Grundlage der Therapieplanung zu sehen. Laudator Prof. Schönle betonte: „Die Arbeit integriert auf bislang einzigartiger Weise Wissen und Methoden verschiedener Forschungsgebiete. Sie ist von unmittelbarer praktischer Bedeutung und trifft den Kern der Ausschreibung.“

Der Ehrenpreis geht an Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Niels Birbaumer.

Die Fürst Donnersmarck-Stiftung würdigt damit die jahrelange Forschung der Arbeitsgruppen um Professor Leonardo Cohen und Professor Niels Birbaumer zum Einsatz des Brain-Computer-Interface in der Neurorehabilitation, verbunden mit der Hoffnung, dass die Dotation der weiteren internationalen und interdisziplinären Kooperation der Arbeitsgruppen zugutekommen möge.

Der Laudator Prof. Schönle hob hervor: „Die Arbeitsgruppe von Prof. Birbaumer und Prof. Cohen konnte in ihrer klinisch-experimentellen Studie erstmals mit Brain-Machine-Interfaces klinisch und statistisch bedeutsame Therapieeffekte bei Patienten mit chronischem Schlaganfall ohne Restbewegung nachweisen und damit ein erfolgreiches neues Behandlungskonzept in die Rehabilitation von Schlaganfallpatienten einführen. Das der Studie zugrundeliegende Behandlungskonzept wird die Neurorehabilitation nachhaltig verbessern.“