Gruppenfoto mit den Preistragenden, der Jury und Co. bei der Forschungspreisverleihung 2015.

Forschungspreis 2015

Pressemeldung aus 2015

Zu alt für neurologische Therapie?

Am Freitag, 20. November 2015, hat die traditionsreiche Berliner Fürst Donnersmarck-Stiftung den renommierten, internationalen Forschungspreis zur Neurohabilitation im P.A.N. Zentrum für Post-Akute Neurorehabilitation an zwei Forscherteams verliehen: Prämiert wurden die Arbeiten von Prof. Dr. med. Stefan Knecht sowie Prof. James F. Malec Ph. D. und Prof. Jacob Kean Ph. D. aus Indiana.

Die Forschungsgruppe um Prof. Knecht, Leiter Rehabilitive Neurowissenschaften im Institut für Klinische Neurowissenschaften der Heinrich-Heine-Universität, Ärztlicher Direktor der St. Mauritius Therapieklinik sowie Pressesprecher der Deutschen Gesellschaft für Klinische Neuropyhsiologie und funktionelle Bildgebung (DGKN), beschäftigt sich mit den Potentialen neurologischer Rehabilitationsmaßnahmen für ältere Menschen. Diese erhalten nach einem Schlaganfall oft nur eine beschränkte, geriatrische Rehabilitation. Jüngere Menschen hingegen bekommen meist eine intensive Neurorehabilitation. Grund ist die Vorstellung, Ältere würden von einer intensiven Behandlung wenig profitieren oder wären sogar überfordert.

Diese altersdiskriminierende These hat das Forschungsteam jetzt widerlegt: Ältere Schlaganfallpatienten profitieren nicht nur von der Neurorehabilitation, sie können bis ins hohe Alter bemerkenswerte individuelle Fortschritte machen. Die Studie zeigt auch: Die Neurorehabilitation ist aus sozioökonomischer Sicht sinnvoll, da langfristig kostensparend – ein wichtiges Argument gegenüber Kostenträgern.

Zweite Gewinnerstudie kommt aus den USA

Die Preisträger des Forschungspreises 2015.

Prof. James F. Malec und Prof. Stefan Knecht

Die zweite Gewinnerstudie von Prof. Malec und Prof. Kean von der Indiana University School of Medicine widmet sich den Langzeiteffekten post-akuter Neurorehabilitation nach Hirnschädigungen. Die beiden Autoren zeigen überzeugend die Wirksamkeit neurologischer Langzeitrehabilitationsmaßnahmen. Auch in ihren Studien werden die positiven sozioökonomischen Wirkungen der Langzeitrehabilitation deutlich.

„Die beiden Arbeiten haben eine hohe sozialpolitische Relevanz und stärken den Weg, den unsere Stiftung schon lange geht: Jede Stunde mehr an hochwertiger Therapie bringt größere Erfolge, mehr Erholung und weniger Pflegeabhängigkeit“, ist sich Professor Stephan Bamborschke, Ärztlicher Leiter des P.A.N. Zentrum der Fürst Donnersmarck-Stiftung, sicher.

Der Preis widmet sich der neurologischen Rehabilitation und zeichnet exzellente Forschung zum Thema „Nachklinische Rehabilitation von Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen“ aus. Er wurde international ausgeschrieben und erhielt Einreichungen aus 13 Ländern auf vier Kontinenten. Das Kuratorium der Fürst Donnersmarck-Stiftung, vertreten durch den Kuratoriumsvorsitzenden Guidotto Fürst von Donnersmarck, sowie den Jury-Vorsitzenden Prof. Dr. Dr. Paul Walter Schönle und Jury-Mitglied Prof. Dr. Karl Wegscheider ehrten bei dem Festakt die Wissenschaftler.

59 Einreichungen aus 13 Ländern auf 4 Kontinenten

Die halbjährige Ausschreibungsphase des Forschungspreises 2015 der Fürst Donnersmarck-Stiftung zur Neuro-Rehabilitation ist am 30. Juni 2015 abgelaufen. Bis zum Einreichungsende gingen 59 wissenschaftliche Arbeiten zur Neuro-Rehabilitation aus vier Kontinenten ein. Das sind knapp 60 Prozent mehr Einreichungen als bei der Ausschreibung 2012.

Die Arbeiten von Wissenschaftlern aus dreizehn Ländern, die die Server der Stiftung aus Äthiopien, Belgien, Brasilien, China, Großbritannien, Italien, Lettland, Nigeria, Russland, Schweiz, Ukraine, USA und Deutschland erreichten, wurden gesichtet und mit Eingangsziffern versehen. Allein in der letzten Stunde vor Abgabeschluss, also am 30.06.2015 zwischen 23:00 – 0.00 Uhr, trafen sechs Arbeiten ein.

Dann begann die Arbeit der siebenköpfigen Jury, die sich über den Sommer durch die vielen Fachartikel, Veröffentlichungen, Dissertationen und Habilitationsschriften gearbeitet hat.

Am 4. September 2015 trafen sich die Jurymitglieder in der Villa Donnersmarck, um den Preisträger oder die Preisträgerin zu küren und Belobigte zu identifizieren. "Ich bin sehr gespannt, was wir alles lesen werden. Das wird eine Intensivweiterbildung", sagte Prof. Paul-Walter Schönle, der Juryvorsitzende.

Die Preisverleihung findet am 20. November 2015 in Berlin statt. Auch dort erst werden die Namen der Preisträger und Belobigten bekannt gegeben.