Blick in das Publikum bei der Forschungspreisverleihung 2021.

Forschungspreis 2021

Pressemeldung aus 2021

Vielfalt der Neurorehabilitation abgebildet

Berlin. Am Freitag, den 12. November 2021, hat die Fürst Donnersmarck-Stiftung zu Berlin zum sechsten Mal ihren renommierten Forschungspreis für herausragende Arbeiten auf dem Gebiet der Neurorehabilitation verliehen. Die Veranstaltung fand aufgrund der aktuellen Situation mit umfangreichen Corona-Schutzmaßnahmen und begrenzter Teilnehmerzahl statt. Der mit 30.000 Euro dotierten Preis wird in diesem Jahr zwischen einer Einreichung von Dr. Giacomo Valle sowie einer gemeinschaftlichen Arbeit von Prof. Dr. rer. nat. Bettina Doering und Prof. Dr. rer. nat. Cornelia Exner geteilt. Die Ehrung erfolgte in einem Festakt durch den Kuratoriumsvorsitzenden der Stiftung, Dr. jur. Guidotto Graf Henckel Fürst von Donnersmarck sowie durch Mitglieder der Forschungspreisjury. Grußworte hielten Jürgen Dusel, Beauftragter der Bundesregierung für die Belange von Menschen mit Behinderung, Dr. Matthias Schmidt-Ohlemann, Vorsitzender der Deutschen Vereinigung für Rehabilitation sowie Marita Moskwyn, Bereichsleiterin Stationäre Versorgung der AOK Nordost.

Aufnahme der Preisverleihung

Zwischen Grundlagenforschung und Anwendungsorientierung

Gruppenfoto mit den Preistragenden, der Jury und Co. bei der Forschungspreisverleihnung 2021.

Die diesjährige Preisverleihung bildet die Vielfalt der neurologischen Rehabilitation von der Grundlagenforschung bis zur Sozialraumorientierung in hohem Maße ab. So untersuchte Giacomo Valle den Einsatz neuraler Interfaces bei Menschen mit Amputationen der unteren Gliedmaßen. Er konnte zeigen, wie durch die Wiederherstellung sensorischer Informationen von den amputierten Gliedmaßen an das Gehirn die Lebensqualität der Betroffenen verbessert und Phantomschmerzen reduziert wurden. Die Forschungspreisjury würdigte diese Arbeit als „innovativen Beitrag der neurologischen Grundlagenforschung“.

Cornelia Exner und Bettina Doering beschäftigten sich mit der ambulanten, neuropsychologischen Versorgung von Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen. Mit ihrer Arbeit machten sie deutlich, dass Betroffene durch ein strukturiertes Behandlungsprogramm, bestehend aus neuropsychologischen und kognitiv-verhaltenstherapeutischen Interventionen, auch Jahre nach der aufgetretenen Schädigung wesentliche Verbesserungen machen können. Laut der Forschungspreisjury adressieren Cornelia Exner und Bettina Doering damit ein „wichtiges Thema der post-akuten Neurorehabilitation“ und heben die Bedeutung der Neuropsychologie im Alltag von Menschen mit neurologischen Einschränkungen hervor.

Bedeutung des Forschungspreises

Mit dem Forschungspreis möchte die Fürst Donnersmarck-Stiftung auf die Bedeutung der nachklinischen Rehabilitation von Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen aufmerksam machen. Gleichzeitig ist er direkt mit der Arbeit der Stiftung insbesondere im P.A.N. Zentrum für Post-Akute Neurorehabilitation verbunden. „Das P.A.N. Zentrum setzt sich zum Ziel, innovative Rehabilitations- und Versorgungskonzepte direkt in die Praxis umzusetzen“, erklärt PD Dr. med. Christian Dohle, Leitender Arzt des Hauses. „Darüber hinaus wollen wir durch eigene Forschungsaktivitäten unsere Arbeit kontinuierlich verbessern.“

Zusätzlich belobigte die Jury Dr.-Ing. Maja Kevdzija für ihre Arbeit zur Barrieren in der Architektur in Rehabilitationskliniken und Dr. med. Marlene Bönstrup für ihre Studie über die Bewegungsvorbereitende Niedrigfrequenzoszillationen zur Identifikation der motorischen Erholung nach Schlaganfällen. Außerdem wurden Dr. Auwal Abdullahi für mehrere versorgungsrelevante Arbeiten zum Schlaganfall und der Cerebralparese sowie Dr. med. Christian Endisch für seine Dissertation zur Identifikation von frühzeitigen Prognoseparametern für komatöse Reanimationspatientinnen und -patienten mit einem langfristigen neurologischen Rehabilitationspotential mit einer Belobigung bedacht. 33 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus Deutschland, der Schweiz, Nigeria und Singapur reichten ihre Arbeiten zur Begutachtung ein.

Hintergrund

Über den Forschungspreis

Schädigungen des Nervensystems gehören zu den häufigsten Ursachen für erworbene Behinderungen. Jährlich erleiden bundesweit rund 270.000 Menschen einen Schlaganfall. Viele Betroffene benötigen auch nach der Akutversorgung intensive Rehabilitation sowie moderne Therapie- und Behandlungskonzepte. Die Fürst Donnersmarck-Stiftung hat 2021 zum sechsten Mal den renommierten, mit 30.000 Euro dotierten, Forschungspreis ausgelobt, um die öffentliche sowie wissenschaftliche Aufmerksamkeit auf die hohe gesellschaftliche Bedeutung der Rehabilitations- und Versorgungsforschung für Menschen mit erworbenen Hirnschädigungen zu richten. Mit dem Preis fördert sie seit bereits 15 Jahren die Entwicklung wirkungsvoller Methoden und Therapien in der neurologischen Langzeitrehabilitation.

Anwendung der Forschungsergebnisse in der Praxis

Eine Besonderheit des Forschungspreises der Fürst Donnersmarck-Stiftung ist seine enge Verbindung mit der Praxis. So betreibt die Stiftung selbst aktive Forschungsanstrengungen und hat in den letzten Jahren einen eigenen Forschungsbereich aufgebaut. Mit diesen Aktivitäten möchte sie ihre Angebote für Menschen mit Behinderung wissenschaftlich begleiten und kontinuierlich evaluieren. Damit stellt die Stiftung ihre rehabilitativen und pädagogischen Angebote auf eine evidenzbasierte Grundlage.

Die Forschungsergebnisse finden unter anderem Eingang in die tägliche Arbeit des P.A.N. Zentrums für Post-Akute Neurorehabilitation in Berlin-Frohnau. Die stiftungseigene Reha-Einrichtung bietet Menschen mit erworbenen Schädigungen des Gehirns im Anschluss an die medizinische Rehabilitation ein zeitlich befristetes Wohn- und Rehabilitationsangebot. Ziel ist es, durch intensive interdisziplinäre Therapie, individuelle pädagogische Begleitung sowie eine herausragende Architektur die Rehabilitanden zu befähigen, möglichst selbstständig zu leben. Das Rehaprogramm ist auf 18 Monate angelegt.

Mit der Verknüpfung von Forschungspreis, eigenen Forschungsaktivitäten und der praktischen Betreuungsarbeit positioniert sich die Fürst Donnersmarck-Stiftung nicht nur als Motor medizinisch-wissenschaftlicher Innovationen, sondern leistet in erster Linie einen Beitrag zur kontinuierlichen Verbesserung der Teilhabe von Menschen mit Behinderung am gesellschaftlichen Leben.

Die Arbeit der Fürst Donnersmarck-Stiftung – „Mittendrin, so wie ich bin“

Eine Gruppe Menschen mit und ohne Behinderung posiert in einer Grünanlage für ein Gruppenfoto.

Selbstständig wohnen, die Freizeit nach den eigenen Vorstellungen gestalten oder ungehindert reisen – die gesellschaftliche Teilhabe von Menschen mit Behinderung ist facettenreich. Seit ihrer Gründung im Jahr 1916 versteht sich die Fürst Donnersmarck-Stiftung zu Berlin als Partnerin und Motor im Prozess zu mehr Inklusion und Selbstbestimmung. Ihr Ziel ist eine vielfältige und bunte Gesellschaft, in der alle Menschen „mittendrin“ sein können. Um das zu erreichen, gestaltet sie mit mehr als 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Angebote mit und für Menschen mit Behinderung in den Arbeitsbereichen Rehabilitation, Freizeit, Bildung, Beratung sowie Touristik.